Die Idee

von Solidarischer Landwirtschaft (kurz: Solawi) ist, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb einen Kreis von Menschen in seiner Umgebung mit Lebensmitteln versorgt, welcher ihm im Gegenzug die dafür nötigen Finanzmitteln einschließlich Löhne im Vorhinein zur Verfügung stellti. Dabei übernehmen beide Seiten wechselseitig Verantwortung für einander. Die Erzeuger/innen sichern die Bereitstellung ausreichend nachhaltig erzeugter gesunder Nahrungsmittel. Die Verbraucher/innen sichern die Deckung der Kosten für deren Anbau für meist ein Jahr. Dadurch werden die Erzeuger/innen unabhängig vom globalen Markt und dem Risiko durch Ernteausfälle. Die Verbraucher/innen erhalten Einblick in landwirtschaftliche Abläufe, eine Verbindung zur Erzeugung ihrer Nahrungsmittel und können die Art der landwirtschaftlichen Nutzung in ihrer Umgebung mitgestalten.

„Die einzelnen Nahrungsmittel verlieren ihren Preis und erhalten ihren Wert zurück“ii.

Hintergründe

Die Motivationen eine Solidarische Landwirtschaft zu betreiben sind vielfältig. Neben dem Wunsch eine alternative Wirtschaftsform zu lebeniii, spielen teilweise politisch, teilwiese von Konsumenten/innen herbeigeführte Entwicklungen der Landwirtschaft eine Rolle. So werden viele kleinbäuerliche Betriebe durch die globalen Verflechtungen des Agrarmarkes und die aktuelle Agrarpolitik gezwungen eine Entscheidung zwischen den Optionen „Wachse oder weiche!“ zu treffen. Denn Preise für Nahrungsmittel werden nicht mehr auf dem lokalen Markt durch Angebot und Nachfrage bestimmt, sondern unterliegen der Beeinflussung von Nahrungsmittellspekulationen und Subventionierung. Hinzu kommt, dass der Anbau von Nahrungsmitteln als Energiequelle häufig lukrativer ist, weil Nahrungsmittel immer billiger werden sollen. Nicht nur dadurch werden Nahrungsmittel angebaut, die nie jemanden nähren, sondern auch durch Reglementierungen wie die EU-Vermarktungsnormen und den Handeliv. Durch deren Forderung nach Uniformität, Transport- und Lagerfähigkeit, verbleiben große Mengen an Nahrungsmitteln, vor allem Gemüse, direkt auf den Äckern. Zusätzlich wandern durch unzureichende Planung und den Wunsch immer alles verfügbar zu haben tonnenweise Nahrungsmittel auf den Müllv. Erhöhte Brisanz erhält dieser Umstand dadurch, dass diese zuvor teilweise durch halb Europa gefahren oder um die halbe Welt geflogen wurden. Durch den künstlich erzeugten Preisdruck werden Nahrungsmittel unter Bedingungen erzeugt, die weder für ihre Erzeuger/innen sozial, noch für den Boden auf dem sie wuchsen, nachhaltig sind. Zwar steigt in Deutschland die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln, aber der Bedarf kann regional nicht mehr gedeckt werdenvi, wenn Erzeuger/innen nicht ausreichend dafür bezahlt werden. Der nachhaltige Anbau von gesunden Lebensmitteln hat seinen Preis. Mitte des letzten Jahrhunderts haben Menschen in Deutschland noch 44% ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgegebenvii. Mittlerweile sind es nur noch etwa 15%. Besser ist es da, wenn man weiß, wo und wie das eigene Gemüse gewachsen ist. Ein weiterer Grund Gemüse nicht verkaufen zu wollen bzw. zu können, ist die Reglementierung von Saatgut. So darf nicht zertifiziertes Saatgut, aber auch das Gemüse, welches daraus wächst nicht als Bioware verkauft werden. Schade für alle alten Sorten; auch regional angepasste und widerstandsfähige Züchtungen drohen so zu verschwindenviii. Mit ihnen geht eine große Variabilität an Genen verloren, die nicht nur in Hinblick auf den Klimawandel nützlich sein könnten.

Quellen:
i         Buschberghof: CSA – Community Supported Agriculture [Zugriff am 28.11.2014]
ii        Kraiss, Katharina; van Elsen, Thomas (2009): Landwirtschaftliche Wirtschaftsgemeinschaften
(Community Supported Agriculture, CSA) – ein Weg zur Revatalisierung des ländlichen Raumes? In: Rainer Friedel/Edmund A. Spindler: Nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume. Wiesbaden.(Zitat S. 187)
iii     vgl. beispielsweise Buschberghof: Soziale Dreigliederung und Assoziatives
Wirtschaften [Zugriff am 28.11.2014]
iv      Priefer, Carmen; Jörissen, Juliane (2012): ITA-Monitoring „Frisch auf den Müll“.
Verringerung der Lebensmittelverluste als Ansatz zur Verbesserung der Welternährungssituation. Karlsruhe (ITAS Pre-Print) (vgl. hier S. 8 und S. 15)
v        Kranert, M.; Hafner, G. ; Barabosz, J. ;Schneider, F. ; Lebersorger, S.; Scherhaufer, S.;
Schuller, H. ; Leverenz, D. (2012):Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland. Stuttgard
vi      Umweltbundesamt: Ökologische Landbau [Zugriff am 28.11.2014]
vii     Statista: Anteil der Ausgaben der privaten Haushalte in Deutschland
für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren an den Konsumausgaben in den Jahren in den Jahren 1850 bis 2013 [Zugriff am 28.11.2014]
viii   Dreschflegel e.V.: Saatgutrecht und Sortenvielfalt [Zugriff am 30.11.2014]

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